Ausgangspunkt des Projekts war ein Befund zahlreicher empirischer Studien, dem zufolge wir es in den westlichen Gesellschaften derzeit nicht nur mit einer Pluralisierung der Familienformen zu tun haben, sondern zugleich mit einer Vervielfältigung der Formen der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Während früher bei der Familiengründung die Rollen und Arbeiten klar verteilt waren, ist dies heute keineswegs mehr so. Weder ist vorab konventionell geregelt, wie die innerfamiliale Arbeitsteilung auszusehen hat, noch gibt es allgemeinverbindliche Normen für die Art und Weise, wie Familie und Beruf vereinbart werden. Und dies betrifft inzwischen beide Geschlechter. Art und Umfang des jeweiligen Beitrages müssen individuell „herausgefunden“ werden.

Von April 2002 – August 2002 wurde ein Forschungsdesign für eine Untersuchung der Entstehungsprozesse von familialen Arrangements entwickelt. Dabei ging es uns nicht allein um die Rekonstruktion des Spektrums an neuen und alten Familienformen. Entscheidender war für uns zu erforschen, wie sich das jeweilige Arrangement innerfamilial herausbildet (in Gesprächen, unbewussten Übereinkünften, Experimentieren etc.) und welche Kriterien (Erwartungen, institutionelle Bedingungen, Alltagspraxen etc.) dabei eine Rolle spielen.

Von September 2002 – Februar 2003 wurden 10 Paare aus unterschiedlichen sozialen Milieus (gemeinsam und einzeln) interviewt, die mit Kindern (unter 10 Jahren) zusammen leben und verschiedene Varianten der Erwerbsbeteiligung sowie der Arbeitsteilung innerhalb der Familie praktizieren.

Anhand dieses Materials wurde vor allem die gegenwärtig unstrittige These überprüft, der zufolge sich entgegen des egalitären Selbstverständnisses der sozialen Akteure in ihrem alltäglichen Handeln immer wieder traditionelle Muster geschlechtsspezifischer Arbeitsteilung durchsetzen. Hierfür wurden zum einen die konkreten Praxen von Frauen und Männern analysiert und zum anderen die Kriterien, die Paare bezüglich ihres Arrangements formulieren. Leitend war hier die Frage, was genau Frauen und Männer meinen, wenn sie vom Ideal einer gleichen oder gerechten Arbeitsteilung oder gar gleichberechtigten Beziehung sprechen. Nur vor dem Hintergrund dieser Informationen kann entschieden werden, ob die Annahme eines widersprüchlichen Zusammenhangs von Anspruch und Wirklichkeit tatsächlich zutrifft.

König, Tomke & Maihofer, Andrea (2004): “Es hat sich so ergeben“. Praktische Normen familialer Arbeitsteilung. Familiendynamik 29, 3/2004, S. 209-32.

Projektteam
Andrea Maihofer
Tomke König

Förderung
Claire Sturzenegger-Jeanfavre Stiftung 

Projektdauer
04/2002 – 09/2003