Gendering Terror
Eine Geschlechtergeschichte des Linksterrorismus in der Schweiz
Dominique Grisard
In dieser Studie wurde das Phänomen des Linksterrorismus der 1970er und frühen 1980er Jahre auf Geschlechteraspekte hin überprüft. Am Beispiel der Schweiz arbeitet die Autorin heraus, dass das Phänomen des Terrorismus sowohl als staatlicher Herrschafts- und Kontrollverlust, als auch als Herausforderung der damaligen Geschlechterordnung, insbesondere von Männlichkeit, erfahren wurde. Dies erklärt auch, warum der Terrorismus an beiden ‚Fronten’, in der öffentlichen und in der Privatsphäre, bekämpft wurde und zwar durch einen Ausbau staatlicher Sicherheitsvorkehrungen und durch die Rückbesinnung auf tradierte männliche Tugenden wie Bewegungsfreiheit, Wehrpflicht und die Rolle des Familienbeschützers. Vor diesem Hintergrund schlägt die Autorin eine Neukonzeptualisierung von Terrorismus als Terrorismusdiskurs vor, als komplexe Verbindung vergeschlechtlichter Alltagsverständnisse von Terrorismus, (Selbst-)Stilisierungen so genannter Terroristen und Terroristinnen, den institutionalisierten Geschlechterpraxen des Strafvollzugs, der Polizei und der Gerichte sowie den geschlechtlich aufgeladenen politischen Debatten und Medienrepräsentationen.